Zwei Astronauten der Station hatten den Raumfrachter «Dragon» zuvor mit einem ISS-Roboterarm eingefangen. «Es scheint, als hätten wir einen Drachen am Schwanz gepackt», sagte der US-Astronaut Don Pettit, nachdem der Roboterarm um kurz vor 16 Uhr MESZ die Raumkapsel ergriffen hatte.
Zu diesem Zeitpunkt lag die ISS etwa 400 Kilometer über dem Nordwesten Australiens. Anschliessend begann die Besatzung der Raumstation, die «Dragon» langsam an die Ladebucht des «Harmony»-Moduls der ISS heranzuziehen. Das Andockmanöver war offiziell um 18.02 Uhr MESZ abgeschlossen.
«Dragon», übersetzt «Drache», hatte zuvor auf seiner Reise zur ISS eine Reihe von Tests mit Bravour bestanden. Vorerst letzte grosse Aufgabe war es, die 4,4 Meter hohe und 3,7 Meter breite Kapsel mit dem Kranarm in die Ladebucht des ISS-Moduls zu hieven und sicher zu befestigen.
Die Prozedur war kompliziert und langsam - und doch spannend wie ein Krimi. Meter für Meter schob sich der Frachter an den Aussenposten heran, um dann wiederholt für Tests gestoppt zu werden: eine sorgfältig geplante Choreographie. So wurde etwa mehrere Male geprüft, ob die Kommunikation zwischen dem Besucher und der ISS klappt und ob alle Manövriersysteme der Kapsel funktionieren.
Probleme bereitete für kurze Zeit die Lichtreflexion von der ISS. Ein für die Navigation wichtiger Sensor an Bord von «Dragon» wurde dadurch gestört, und die Kapsel erhielt das Kommando, sich ein wenig von der ISS zurückzuziehen. Aber schliesslich war es so weit: Die Weltraumbehörde Nasa gab grünes Licht für die letzte Phase des Anflugs.
An diesem Samstag sollen die ISS-Dauerbewohner mit dem Auspacken beginnen. Der Frachter ist mit gut 500 Kilogramm an Versorgungsgütern beladen. Auf dem Rückweg wird er Abfall von der ISS zur Entsorgung auf der Erde befördern. Landen soll der «Drache» im Pazifik vor der kalifornischen Küste, um dann von einem Schiff aufgelesen zu werden.
Klappt weiter alles gut bei dieser Test-Mission, soll SpaceX im Auftrag der Nasa mit einer Serie von zwölf Gütertransport-Flügen zur Raumstation beginnen. Dafür hat die Behörde mit demUnternehmen einen 1,6 Milliarden Dollar (rund 1,5 Milliarden Franken) schweren Vertrag abgeschlossen. (SDA)