Gut eine Woche nach der umstrittenen Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen durch das französische Satireblatt «Charlie Hebdo» verteidigte Valls nachdrücklich die Pressefreiheit. Sie sei ein «zu wertvolles Gut», als dass sie in Frage gestellt werden dürfe.
Der Innenminister lobte zugleich die «Weisheit» der islamischen Würdenträger in Frankreich, die die Muslime nach der Veröffentlichung zu Ruhe und Mässigung aufgerufen hatten. Die Karikaturen hatten weltweit den Zorn zahlreicher Muslime erregt.
Der Islam habe durchaus «seinen Platz in Frankreich», betonte Valls vor mehreren hundert Gästen in der neuen Moschee. Die Muslime müssten aber ihre «Verantwortung übernehmen» und sich organisieren, etwa bei der Ausbildung der Imame.
Der Innenminister forderte die muslimische Gemeinde Frankreichs zugleich auf, gegen die «schreckliche Plage» des wachsenden Antisemitismus anzukämpfen. Der Islam, der selbst Opfer von rassistisch motivierten Anschlägen sei, müsse sich dieser Aufgabe stellen. In Frankreich leben rund fünf Millionen Muslime, das Land hat damit die grösste muslimische Gemeinde Europas.
Die neue Moschee in Strassburg, die am Ufer des Ill und nur zwei Kilometer vom berühmten gotischen Strassburger Münster entfernt liegt, bietet Platz für bis zu 2000 Gläubige. Im Grossraum Strassburg leben zwischen 40'000 und 60'000 Muslime, vor allem Türken und Araber aus Nordafrika. Bisher verfügten sie nicht über eine zentrale Moschee, sondern versammelten sich in unterschiedlichen Gebetsräumen.
Die Pläne für das Gotteshaus mit seiner grossen kupfernen Kuppel entwarf der italienische Architekt Paolo Portoghesi, dem bereits Rom seine Grosse Moschee verdankt. Die Kosten für das Gotteshaus werden auf rund 10,5 Millionen Euro beziffert.
Gut ein Viertel davon steuerten die regionalen Gebietskörperschaften bei. Marokko übernahm 37 Prozent der Kosten, Saudi-Arabien und Kuweit 14 Prozent. Ausserdem sammelten die Strassburger Muslime Geld für das Projekt.
Der Bau einer Grossen Moschee in Strassburg war bereits Anfang der 90er Jahre im Gespräch. Doch das Projekt wurde immer wieder verschoben - zum einen wegen politischer Widerstände, zum anderen wegen Meinungsverschiedenheiten zwischen Muslimen aus Nordafrika und aus der Türkei.
2003 unterzeichnete die damalige konservative Oberbürgermeisterin Fabienne Keller schliesslich die Baugenehmigung - nachdem die Vertreter der muslimischen Gemeinde auf das zunächst geplante Minarett verzichtet hatten. (SDA)