Dies schrieb der britische «Guardian» am Donnerstag. Es seien ohne einen Verdacht Millionen Nutzer betroffen gewesen. Quelle sind Unterlagen aus dem Fundus des Informanten Edward Snowden. Yahoo habe wütend auf die Informationen reagiert und jegliches Wissen von dem Programm dementiert.
Allein in einem Zeitraum von sechs Monaten im Jahr 2008 habe der GCHQ demnach Standbilder Bilder von 1,8 Millionen Yahoo-Nutzern eingesammelt, hiess es. Darunter seien auch Bilder sexueller Natur gewesen. Laut internen Informationen sei «Optic Nerve» auch 2012 noch aktiv gewesen.
Der «Guardian» veröffentlichte einen Auszug aus einem geheimen Bericht des GCHQ. Danach hat der Geheimdienst versucht, die Personen auf den abgefangenen Bildern durch eine automatische Gesichtserkennung zu identifizieren. Dabei sei es darum gegangen, Personen aus einer existierenden Liste zu erkennen und neue «Ziele» auszumachen.
Bei den Aufzeichnungen wurde dem Bericht zufolge nicht der Videostream komplett abgespeichert, sondern alle fünf Minuten ein Standbild (Screenshot) aufgenommen. Damit habe der GCHQ rechtliche Beschränkungen einhalten, aber auch die Kapazität der Server schonen wollen.
Bei der Auswahl der belauschten Chats sei der Geheimdienst quasi wahllos vorgegangen und habe sich nicht auf einzelne Zielpersonen fokussiert. Der Zugriff auf die Bilder innerhalb des Geheimdienstes wurde dem Bericht zufolge jedoch eingeschränkt, so dass nicht alle GCHQ-Agenten Zugriff auf die Fotos hatten.
Bei der Überwachung der Videochats fand dem «Guardian» zufolge eine enge Zusammenarbeit mit dem US-Dienst NSA statt. Das Programm «Optic Nerve» habe die Informationen aus dem grossen Netzwerk der Briten zur Überwachung der transatlantischen Internet-Kabel gezogen, das zuvor schon Gegenstand von Enthüllungen des früheren NSA-Mitarbeiters Snowden war.
Die Daten seien dann von der NSA verarbeitet und in die NSA-Datenbank «XKeyscore» eingespeist worden. Von der NSA stamme auch das Know-how, in den gigantischen Datenströmen aus den Kabeln die Webcam-Übertragungen bei Yahoo zu identifizieren.
Der GCHQ wertete dem «Guardian» zufolge die Aktivitäten als «notwendig und angemessen». Sie stünden im Einklang mit den Gesetzen in Grossbritannien.
In einem internen Dokument sei als «Risiko» der Aktion aufgelistet worden, dass bei der Überwachung der Videochats das Gros der Daten aus «Pornografie, Werbung, Film-Ausschnitten und Familienvideos» bestehe, die für eine geheimdienstliche Nutzung unerheblich sei. (SDA)